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Möglicherweise hätte ich als Optikerin auch reich werden können. Schon mein Lehrherr hatte mich gelegentlich gemahnt, dass ich die Kunden finanziell unterfordern
würde. Aber ich bin halt eine Fucklerin und gebe nicht so schnell auf – nicht im Leben und nicht bei Brillen. Die Geschichte mit Herrn Norden hätte mir endgültig die Augen öffnen können, aber da
war ich ich für den Kapitalismus schon verdorben.
Herr Norden war von der ersten Begegnung an ein interessanter Gesprächspartner, kannte durch seine Managementtätigkeit viele Weltgegenden und uns ging nie der
Gesprächsstoff aus. Als er zuletzt zum Brilleüberprüfen da war, hatte die Augenglasbestimmung eine geringfügige Abweichung ergeben, die garnichtmal sooo alte Brille war nach dem Richten wieder in
perfektem Zustand. Ich wollte Herrn Norden gerade mit einem Dank für das mal wieder launige Gespräch verabschieden, als er freundlich fragte, ob ich es ihm zuliebe auf mich nehmen würde, ihm doch
auch noch eine neue Brille zu verkaufen – er würde in drei Monaten unsere kleine Stadt für immer verlassen …
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